Ex & Hopp

Vor ein paar Tagen bin 51 geworden.
51 zu werden fühlte sich irgendwie besser an, als 50 – liegt es an der Null? Vielleicht weil einfach weniger Gewese um eine „normale“ Zahl gemacht wird?!
Durch diesen Blog habe ich das Gefühl, mein Leben intensiver wahrzunehmen, nicht, weil ich meine gesamte Zeit tippend vor dem Rechner verbringe, sondern dadurch, das ich viel reflektierter bin, als bisher, kritischer, sowie wohlmeinender. Hinzu kommt die intensive Beschäftigung mit der Vergangenheit.
Ich zitiere hier kurz meinen Mann zum Thema Vergangenheit…
„Das Schöne an der Vergangenheit ist, dass sie sich nicht ändert. Nur die Wahrnehmung der Vergangenheit kann man ändern, und für sich nutzen.“
Spontan und unverhofft fand ich mich gerade dabei wieder, dass ich auf der Suche nach bestimmten Fotos, mich in der Vergangenheit verlor. Und dies nicht nur auf positive Art und Weise. Ich begann systematisch die Fotos, mit denen mich eine negative Vergangenheit verbindet zu löschen, in der Hoffnung, damit eben auch die Vergangenheit zu negieren.
Vorweggenommen, hat nicht geklappt.
Irgendwie sind alle gelöschten Fotos in einem Unterordner verschwunden, der dann, beim erneuten Suchen nach bestimmten Bildern, wieder aufploppte. Was zugegebener Maßen auch an meinem rudimentären Wissen (da hätten wir sie wieder, die sagenumwobene Null) in Sachen Laptops & PC’S im Allgemeinen liegen könnte. Vergangenheitsbewältigung vom Feinsten!

Mein erster Mann hat mich betrogen,
Das heißt, eigentlich könnte ich sagen, alle meine ersten Männer meines Lebens haben mich betrogen.
Der Erste mit Drogen, die er konsumierte, und leider vergaß, mich darüber in Kenntnis zu setzen.
Jedoch bemerkte ich es über Jahre nicht, da könnte man / ich sich auch fragen, was wollte ich nicht sehen.
Der Zweite mit meiner Freundin. Dummerweise zogen es beide nicht in Betracht, mich darüber zu informieren, das übernahmen dann liebe Freunde. Danach war ich um einen Mann und eine Freundin ärmer, sowie an Erfahrung reicher.
Der Dritte mit einer Bekannten.
Diese Bekannte lernte ICH auf einer Party kennen. Sie war frisch getrennt, und hatte jede Menge Kommunikations- und Kontaktbedarf.
Wer mich kennt, weiß, das ich ein recht zugewandter Mensch bin, also schlug ich Ihr vor, doch ab & an mit uns auszugehen, das wäre sicher lustig.
Weniger lustig war, das sie sich zunehmend gut mit meinem Mann verstand, der zur der Zeit recht viel Tagesfreizeit hatte, ein per se sehr hilfsbereiter Mensch ist, und gern am Start war in Sachen Rasen mähen, Zaun reparieren, oder Lampen aufhängen. Inzwischen ist „Lampen aufhängen“ ein geflügelter Ausdruck für Fremdgehen in meinem Freundeskreis geworden…
Um das Ganze etwas abzurunden, beschloss meine „noch immer“ Bekannte, an einem Tag, an dem ich garantiert nicht zugegen war, dies hatte sie im Vorfeld eruiert, meinem Exmann Ihre Liebe zu erklären.
Dieser wiederum fand es dann durchaus angemessen, mich über seinen umwerfenden Charme bei Frauen aufzuklären.
Hach, was habe ich mich gefreut.
So sehr habe ich mich gefreut, dass ich beschloss, diese Ehe zu beenden.
Wir haben dann doch noch ein paar Jahre lang versucht, dass Ruder herum zu reißen, doch wir fanden keinen Weg, das Vertrauen wieder herzustellen.
Zu dieser Zeit wurde diese „Bekannte“ mein persönliches Feindbild Nr. 1.
Da ich in einer überschaubar großen Stadt lebe, liefen wir uns immer, dauernd, ständig über den Weg & ich fand es so mittel.
Die Jahre zogen ins Land, mein damaliger Mann und ich trennten uns nun doch. Gründe gab es, neben dieser Geschichte, genug.
Ich wurde milder, was den bekannten „Dorn im Auge“ an ging.
Noch besser, ich stellte mir immer seltener die Frage, was hatte sie, was ich nicht habe…genau genommen, war dies eine Menge, schließlich ist sie ja anderer Mensch als ich, und dann eines Tages, konnte ich Ihr begegnen, ohne innerlich Feuer zu spucken.
Dann kam der Moment, wo wir uns sogar wieder etwas annäherten, eine Art Waffenstillstand begann.
Es war ein halbherziges Waffen niederlegen, das gebe ich zu.
Nichts desto trotz wünschte ich Ihr inzwischen Gutes, ich musste ja nicht dabei sein, wenn es geschah.
Vor kurzem vereinbarte ich einen Termin bei meinem Friseur, die Verbindung war nicht so gut, also fragte ich noch einmal nach, wer da genau am Telefon/Empfang war – es war meine „Bekannte“.
Terminvergabebeauftragte bei meinem Friseur!
Nach wir uns beide mehr oder weniger, am Telefon, zu erkennen gegeben hatten ( eigentlich wussten wir sofort, wer da am anderen Ende der Leitung ist), machten wir ein paar Späßchen, und ich hatte meinen Termin.
Mit meinem Friseur & irgendwie auch mit ihr.
Ich muss dazu sagen, diese ganze Geschichte, zwischen ihr und meinem Ex, liegt round about 10 Jahre zurück, eigentlich ja wirklich keine Grundlage sich in irgendwelchen Animositäten zu verlieren – und doch, Hand aufs Herz, es ist so.
Da drängt sich mir die Frage auf, liegt es meiner Persönlichkeit, bin ich so nachtragend, oder ist dies eine spezifisch weibliches Problem? Ich kenne keinen einzigen Mann, der sich nach Jahren durch Situationen dieser Art aus der Ruhe bringen lässt.
Um heraus zu finden, was genau mit einem passiert, in diesem speziellen Fall mit mir, fasste ich mir ein Herz, und erzählte die Geschichte meiner Freundin.
Ihre Gedanken dazu waren interessant, sie sagte, das Frauen häufig das Gefühl haben, nicht zu genügen – meistens Männern. Nicht genug zu gefallen. Das Gefühl, nicht genug zu sein. Ein mir sehr vertrautes Gefühl.
Seit meiner Kindheit ein treuer Begleiter.
Zuerst will man seinen Eltern gefallen, später den Freunden, vielleicht den Lehrern, und, dann noch etwas später, den Männern/oder Frauen.
Ich glaube, gerade wir Frauen, zumindest die meiner Generation, sind häufig von Kindesbeinen an darauf konditioniert, zu gefallen (Buchtipp Bascha Mika, Die Feigheit der Frauen, C. Bertelsmann – meine Bibel).
Im besten Falle, und davon bin ich überzeugt, sieht es bei den nachfolgenden Generationen besser aus, zumindest kann ich mir auf die Fahne schreiben, meine Kinder nicht so groß gezogen zu haben, im Gegenteil, ich habe sie, ab dem Alter, in dem sie selber entscheiden konnten, wie sie aussehen wollten, was sie wollten & was nicht, diese Entscheidungen treffen lassen.
Keine leichte Übung, mit meiner Vergangenheit.
Meine Mutter, die ich hier ja gerne zitiere, sagte mir vor ein paar Tagen, sie würde morgens immer eine Stunde vor meinem Vater aufstehen, und sich „zurecht zu machen“…
So weit zurück würde ich zum Thema „genügen“ nicht gehen, doch durch mein Leben zieht sich diese Geschichte wie ein roter Faden. Und das in Zeiten des Wechsel all das noch einmal schön in einem, in mir hochkocht, ist eigentlich keine große Überraschung.
Also,
Ex & Hopp – weg damit.
Ein weiteres Buch, dass mich heute fand, bzw. das mir meine Freundin zum Geburtstag geschenkt hat, trifft es fast noch besser „Am Arsch vorbei geht auch ein Weg“, Alexandra Reinwarth, mvgverlag

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