Meine Freundin hat mir die Freundschaft gekündigt.
Mir war nicht bewusst, dass so etwas wirklich geht.
Natürlich zerlegt man sich manchmal, rauft sich wieder zusammen, um dann zu sagen, Schwamm drüber.
Und selbstverständlich gibt es auch Freundschaften die Ihre Zeit einfach hatten, und man sich eingestehen muss, dass genau eben jene vorüber ist…so geschehen im letzten Jahr, mit einer anderen guten Freundin, allerdings war ich damit fein, vielleicht auch, weil es meine Entscheidung war, wir hatten uns einfach auseinander gelebt, besser gesagt, waren so weit voneinander entfernt, dass das gegenseitige Interesse einfach verpufft war.
Na ja, es gibt noch viele, viele weitere Gründe, doch die ausführlich beschreiben zu wollen, würde bedeuten das auch Blogeinträge gerne mal Roman spielen wollen.
Die Freundin, von ich jetzt spreche, ist 31 Jahre lang ein fester Bestandteil meines Lebens gewesen.
Zu dieser Freundschaft gehört ein großer Freundeskreis, mein größter, und zugleich mein ältester.
Wir hatten immer unsere Höhen und Tiefen, in letzten Jahren verstärkten sich leider die Tiefen.
Wir veränderten uns, sie genauso wie ich. Vielleicht kann man auch sagen, die Toleranzschwelle wurde niedriger, die Eigenheiten nahmen zu. Ich brauchte zu lange, bis ich den Mut fasste, mit Ihr darüber zusprechen…der Klassiker geschah, die Situation eskalierte, es hatte sich zu viel aufgestaut.
Folglich übernahm das Paradebeispiel die Vorhut, Funkstille, Treffen, Halbwahrheiten, unausgesprochene, vermeintliche Vorwürfe, innerliches Augenrollen – dies geschah bei uns Beiden sozusagen pari.
Auf einem Spaziergang vor kurzer Zeit sprachen wir uns dann endlich aus.
Kein Gespräch der leichten Art, und auch kurz vor knapp dabei, schnell zu kippen. So nach dem Motto : dann eben nicht. Viel wurde in diesem Zusammenhang auch über das Alter gesprochen (meine Freundin ist 10 Jahre älter als ich), dass man, ab einem gewissen Alter, sich mit einigen Dingen nicht mehr auseinander zu setzen braucht, die Haltung zu vielem sich stark verändert, ein wenig als wäre Älter werden eine Art Freifahrtschein für Dogmatismus. Folglich war dies keine gute Voraussetzung für ein konstruktives Gespräch.
Doch das war ja nicht der Plan, der Plan war … sprechen hilft, Transparenz schaffen ebenso – allerdings muss ich zugeben, über das Danach, also, was nach diesem Spaziergang/Gespräch passiert, darüber hatte ich mir keine Gedanken gemacht. Und ich vermute sie ebenfalls nicht.
Einer Ihrer Vorwürfe lautete, unter anderem, dass sie mich in meiner letzten Trennungsphase meines damaligen Freundes, sehr supportet hat, was auch stimmte.
Neben Ihr, im Übrigen, mein gesamter Freundeskreis – im Nachhinein müsste ich mich noch einmal bei all meinen Freunden persönlich bedanken, dass sie sich immer, und immer wieder die gleiche Litanei angehört haben, dabei ihre Freundin so langsam vor die Hunde gehen sahen, kein Ende in Sicht war, und sie trotzdem neutral blieben, bzw. bei mir blieben, ohne mich zu kritisieren.
Nachdem ich Lord Voldemort, wie ich meinen letzten EX so liebevoll zu nennen pflege, endlich aus meinem Leben geworfen hatte, wurde, zumindest von besagter Freundin, sofort erwartet, dass ich nun, bitteschön, auch ganz fröhlich weiterlebe. Trauerarbeit? Trennungsschmerz? Hadern mit der Entscheidung? War gestern!
All dies, und vieles mehr besprachen wir auf besagtem Spaziergang.
Und als wir uns auf den Rückweg machten, fühlte es sich so an, als würden wir doch noch Zeit brauchen, das Gesagte, wie Gehörte sacken zu lassen, zu verarbeiten.
Als hätte das Universum dies verstanden, schickte es uns Lord Voldemort , als entgegenkommenden Spaziergänger, in die Arena.
Das Eis brach. Beide brachen wir, nach dieser sagenumwobenen Begegnung, in schallendes Gelächter aus, und es schien, als hätten wir diese Krise überwunden.
Ein Trugschluss.
Drei Tage später griff ich zum Telefon, einfach um meine Freundin zu fragen, wie es denn so geht – Antwort : sie sei erschüttert, ob meiner Vorwürfe ihr gegenüber. Genervt. Unverstanden. Usw. usw.
Ich fiel auf den nächsten Stuhl, der vor mir stand, und war gleichfalls erschüttert – damit hatte ich nicht gerechnet.
Ihre Kritik an meiner Person, während unseres Spazierganges, natürlich berechtigt, regte mich zum Nachdenken an, sowie zu einem erneuten Hinterfragen, wer ich bin, wie will ich sein, wie wirke ich auf andere Menschen, auf meine Freunde?
Wir telefonierten knapp eine Stunde, und kamen, im wahrsten Sinne des Wortes, auf keinen gemeinsamen grünen Zweig.
Irgendwann sprach ich dann aus, was die ganze Zeit in der Luft hing – „so“ können wir nicht weitermachen, vielleicht können wir gar nicht weitermachen.
Das Telefonat endete damit, dass wir uns beide eine gute Zeit wünschten, und wir legten auf.
Done.
Fassungslos saß ich für eine Weile nur so da, in der irrationalen Annahme, das renkt sich wieder ein, gleich klingelt mein Telefon, und wir verabreden uns.
Nichts dergleichen passierte.
Am nächsten Morgen fuhr ich zur Arbeit, und ich fühlte mich, wie frisch getrennt. Ich hatte Kummer. Es war ein wenig wie Liebeskummer.
Nun, ein paar Wochen später, ohne Bild & Ton, weder von Ihrer, noch von meiner Seite, stelle ich fest, dass sie mir fehlt, das es jedoch die richtige Entscheidung Ihrerseits war, mir zu kündigen. Zu lange hatten wir unsere Freundschaft auf einem Level geführt, der weder dieser langen, gemeinsamen Jahre, noch uns Zweien, gerecht wurde. Viele Dinge, blieben unausgesprochen, um möglichen Konflikten aus dem Wege zu gehen – keine gute Basis für eine Beziehung, in der man auch mal Tacheles sprechen können darf, ohne das gleich alle Schotten dicht gemacht werden.
Gelernt habe ich viel in der vergangenen Zeit, die ja nun um eine wichtige, enge Freundin ärmer geworden ist, und neben der uns allen bekannten Tatsache, das es wichtig ist authentisch zu sein, ist es mindestens von genauso großer Relevanz, den Mut zu haben, Dinge auszusprechen, von denen man bereits im Vorfeld weiß, das kommt beim Gegenüber nicht gut an. Vielleicht erklärt dies den Umstand, dass man seine Freunde an einer Hand abzählen kann…ich kann das…und das ist gut so.