Narziß & Goldmund

Durch meine verstärkte Anwesenheit auf Instagram hat sich einiges verändert.
Nicht nur meine, von meinem Mann nicht unbedingt goutierte, Affinität, auf mein Telefon zu starren, sondern auch die Wahrnehmung anderer Accounts, Profile, und den Menschen, die dahinter stehen.
Manchmal hat man ja das Glück, und lernt sie durch Zufall näher kennen – wenn es so etwas wie Zufall gibt.
So geschehen auch heute.
Dadurch, dass ich mich seit ein paar Wochen mehr zeige, öffentlich zeige, folgen mir auch mehr Menschen.
Darunter eine Frau, die mich heute anschrieb.
Sie hat meinen Blog gelesen, den ich sträflichst vernachlässigt habe, und mich auf einen besonderen Beitrag angesprochen, da es ihr Thema ist, bzw. war.
Ex & Hopp – ein Blogbeitrag über meine Erfahrungen mit Männern. Meinen Ex-Männern.

Über meine letzte Beziehung (also die vor meiner jetzigen, ausgesprochen Glücklichen) habe ich nichts in diesem Blog geschrieben, vielleicht weil die Erinnerung doch zu frisch war, zu dem Zeitpunkt.
Diese Beziehung war toxisch.
Mit einem Narzissten zusammen zu sein, ist toxisch.
Vier lange Jahre bin ich wie ein Duracell Häschen um einen Mann herumgehoppelt, um ihn nicht zu verlieren.
O-Ton bei unserem ersten Date : „Wenn ich nicht bekomme, was ich brauche, hole ich es mir woanders!“

Okay, Challenge angenommen.

Statt darauf zu antworten : Dann geh‘ doch, wo der Pfeffer wächst, dachte ich nur … Das schaffe ich schon, ihm zu geben, was er braucht.
Ein fataler Trugschluss,
denn wie sich herausstellte, verlor nicht nur ich mich in diesen 4 Jahren, beinahe hätte ich sogar meine Kinder „verloren“, meine Familie – nur um diesen Mann zu halten.
Durch das Dauerhoppeln, und darum kümmern, das es IHM gut geht – was mir selbstverständlich gelang , ging es leider niemand anderen mehr gut, am wenigsten mir.
Meine Freunde machten mich, mehr oder minder, durch die Blume, darauf aufmerksam… egal, ich wollte nichts davon hören, sah durch meine rosarote Brille eine schillernde, gemeinsame Zukunft vor mir.
Irgendwie war ich dann doch ziemlich allein mit dieser Vorstellung, denn wann immer ich das Thema zusammenziehen ansprach, kamen Antworten ( Wortlaut) : „Das kann ich mir nicht vorstellen, wo sollen denn DEINE ganzen Sachen hin?“
oder „Es ist doch super so, immerhin kann ich in meinem Bett schlafen, wenn Du mal wieder PMS hast“, usw. usw.

Ich kämpfte.
Wollte es um’s verrecken nicht wahrhaben, dass ich diesen Mann nicht knackte, er jedoch alles von mir nahm, was er bekam.
Und mir war einfach nicht klar, was eigentlich mit diesem Mann los war. Wie unzufrieden mit sich, seinem Leben, seinem Lebensentwurf – ein Ändern kam allerdings auch nicht in Frage.
Mit dem Thema Narzissten/ Narzißmus hatte ich mich bisher nie befasst.
Es kam, wie es kommen musste – es eskalierte.
Auslöser war eine Party, auf der wir gemeinsam waren.
Müde von der Woche, und so überhaupt nicht in Partylaune, wollte ich relativ früh wieder gehen.
Er jedoch nicht.
Ich blieb ebenfalls, obwohl ich nicht wollte – nicht, dass der Mann nicht bekommt, was er will.
Irgendwann war ich so kaputtgespielt, und bat ihn mich nach Hause zu begleiten – sein Kommentar „fahr‘ doch zur Hölle, Katja“.
Hm.
Geschockt, oszillierend zwischen Lachen und Weinen machte ich mich auf den Weg nach Hause.
Allein.
Es folgte eine Erkenntnis. Endlich. Endlich formulierte sich in meinem Kopf der vorsichtige Gedanke „das geht so nicht weiter“.
Ich ging auf Distanz.
Zuerst merkte er nicht wirklich, dass ich dies tat – kein Wunder, er kreiste ja eh nur um sich.
Durch diese Auszeit bekam ich die Chance nachzudenken.
Angst war der Schlüssel.
Keine erneute Trennung, nicht mit Ende 40.
Keine Perspektive.
Allerdings hatte ich die mit ihm sowieso nicht.
Wir trafen uns nach ein paar Tagen, spazierten zu dem Ort unseres ersten Dates.
Er fragte mich :“ Na, PMS vorbei „?
Die Aufregung, die ich vor diesem Spaziergang verspürt hatte, verflog schlagartig.
Wir setzten uns an einen Biertisch, er besorgte Getränke, ich legte ihm seinen Haustürschlüssel auf den Tisch.
Er kam zurück.
Oh, sagte er.
Wir sprachen einen kurzen Moment, dann brachen wir auf.
Das letzte, was er zu mir sagte, an diesem Nachmittag, war „Gut, dann schaffe ich es ja noch rechtzeitig zur Sportschau!“

Tja.
Wenn ich ehrlich bin, ich wäre vermutlich heute noch ein abgehalftertes Duracell Häschen – hätte es nicht diese Schlüsselsituation ( im übertragenen, wahrsten Sinne des Wortes ) gegeben.
Keiner hat es verdient, sich in einer toxischen Beziehung zu befinden.
Nur leider weiß der Narzisst ja oftmals nicht, das er einer ist, und wir Frauen neigen, nach wie vor, dazu, es immer Allem und Jedem recht zu machen, zu gefallen.
Finde den Fehler.

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erschienen im Suhrkamp Verlag
Auf jeden Fall sehr lesenswert.

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