Wechselmechsel

Ursprungsidee für diesen Blog war mein Hadern mit den Wechseljahren.
Meinem Wechselmechsel.

Inzwischen befinde ich mich gefühlt, seit 10 Jahren in den selbigen, wissenschaftlich gesehen bereits seit mindestens 15.

Nach den up’s and down’s der letzten Jahren, dem unnützen herauswerfen von Geld in supplements ( das ich besser in schöne Schuhe hätte investieren sollen ), sowie das Gefühl alle Nebenwirkungen dieser eklatanten hormonellen Veränderung meines Körper mit genommen zu haben, dachte ich, mich schockt nichts mehr.

Ich sause seit Jahren durch mein privates Armageddon: Herzrasen, Schwingungsschwankungen, erhöhter Blutdruck, Östrogendominanz, Gewichtsschwankungen, Schweißausbrüche vom Feinsten, durchwachte Nächte, klitschnasse Schlafshirts, usw, usw.
Und ich dachte, nichts kann all dies noch toppen – falsch gedacht!

Letztes Wochenende hatte ich eine wunderbare Auszeit mit einer lieben langjährigen Freundin an der holländischen Nordsee.
Ein verlängertes Wochenende mit Frauengesprächen, langen Spaziergängen, leckerem Essen, Vino…wunderbar.
Am zweiten Tag verfielen wir in wilden Aktionismus, waren joggen, versuchten uns im Hula Hoop am Strand und hatten eine Menge Spaß.
Der Wind war eisig, jedoch in der Sonne war es warm. Trügerisch warm.
Optimistin, die ja nun mal bin, schmiss ich mich meine Shorts, lief barfuß durch die Gegend – spielte Sommer im Oktober.

Nach recht kurzer Zeit merkte ich – kalt,
mir war eisekalt, und als jahrelang erfahrene Blasenentzündungsexpertin, war mein zweiter Gedanke – bloß nicht das, und schon gar nicht jetzt.
Schwuppdiwupp, mummelte mich in alles, was mein Reisefundus her gab, suchte die nächste Apotheke auf, um mich mit Cranberry Dragees einzudecken, trank unterunterbrochen Wasser und Tee – denn alles was ich nicht wollte war eine Blasenentzündung, nicht an DIESEM Wochenende!

Ich war in Habachtstellung.
Die zahlreichen Erfahrungen aus der Vergangenheit zum Thema Blase habe mich zu einer Expertin werden lassen…in meiner Lesart.

Das Wochenende nahm seinen Lauf, die Anzeichen einer sich anbahnenden Entzündung blieben.

Zurück zu Hause, jede Menge Jobs standen an, nutzte ich den freien Tag zu einem spontanen Besuch bei meiner Frauenärztin.

Die Symptome fand auch sie schlüssig, einzig, der Urin gab nicht her, was er sollte – keinerlei Entzündungswerte…hmmmm
ich sollte am Abend noch einmal vorbei schauen, den ohne besorgniserregenden Wert, kein Medikament bzw keine Rezept. Auch mein Einwand, am kommenden Tag müsste ich topfit sein, und könnte mir keinen Ausfall erlauben,vielleicht wäre eine Art Prophylaxerezept eine Idee,
stieß nicht auf offenen Ohren.

Der Tag war wuselig und voll. Die Beschwerden immer noch da.
Als ich gegen 17.30 wieder in der Praxis meines Vertrauens erschien, war sie ebenso wuselig, wie voll.
Urinergebnis : wie am morgen, Nichts.

Die geneigte Fachkraft vor Ort bot mir an zu warten, um einen Untersuchungstermin wahr zunehmen, drei PatienInnen waren vor mir.
Meine ToDo Liste noch längst nicht abgearbeitet, fragte ich wie lange es ungefähr dauern würde – 45 min.
Okay, dachte ich, eine dreiviertel Stunde um all das zu erledigen, was es noch abzuhaken galt.
40 min später war ich allerdings kurz zuhause, völlig unmotiviert erneut zur Praxis zu fahren. Ein Anruf mit der formulierten Bitte ich könnte vielleicht auch übermorgen einen Termin ( ohne Wartezeit) bekommen, wurde abgeschmettert.
Entweder jetzt, oder erstmal nicht.
Alles klar, ich schwang mich aufs Rad.
Was sich als clevere Entscheidung erwies, den die nun folgende Untersuchung wurde zu einem neuen Highlight in meinem persönlichen Wechselmechsel.

Erste Ansage meiner Frauenärtzin bei der Untersuchung „Ihre Haut ist sehr trocken“
Ich „ÄH, wie meinen Sie das?“
Frauenärztin „Na ja, das ist sehr häufig so in den Wechseljahren, dass die Haut in der Vagina trockener wird“

Mir klingelten die Ohren, und zack hatte ich einen uralten Fernseh Werbespot vor Augen, in dem es um Frauen mittleren Alters geht, denen eine Vagina Creme empfohlen wird.

Ich „Wollen sie mir damit sagen, ich hätte eine Scheidentrockenheit? Ich?“
FA „In den Wechseljahren nimmt der Östrogenspiegel ab, dadurch wird die Haut in der Vagina trocken und dies befeuert Entzündungen…das könnte Ihre Schmerzen erklären“

Ich war sprachlos.
Nie hätte ich gedacht, das ich einmal eine dieser mittelalten Frauen sein werde, auf die diese abstruse Werbung passen würde. Niemals!
Doch nun war es soweit, und ich verlies die Praxis mit einem Rezept für eine Östrogensalbe.

Auf dem Weg nach Hause oszillierte meine Stimmung zwischen Lachen & Weinen.
Klar, ich bin keine 30 mehr, klar weiß ich um meine hormonellen Irrungen und Wirrungen, doch als eine „dieser“ Frauen in den Fersehspots sah ich mich nun wahrlich nicht.

Tja, auch ich muss lernen, Hochmut kommt vor den Fall.
Noch habe ich meinen tollen neuen Wegbegleiter noch nicht ausprobiert, irgendetwas in mir sträubt sich gegen diese Diagnose.
Trockene Haut am Körper, trockene Haare, alles gerne genommen, denke ich bei mir – andererseits, vielleicht ist diese Diagnose nur ein weiterer Meilenstein in meinem privaten Menopausenroman…allerdings ehrlich gesagt, so langsam wäre ich doch gerne durch mit diesem Dilemma.

Zudem fühle mich außerdem ungerecht vom Schicksal behandelt, denn als ich meinem Gatten diese Geschichte zum besten gab, in der Hoffnung er würde so etwas tröstlich äußern wie „Schatz, Du doch nicht!“, kam statt dessen ein trockenes „wundert mich nicht“…Männer!

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