Tiefrot

Würde ich eine Boutique eröffnen, dann wäre das der Name.
Keine Ahnung warum, doch wann immer mir dieser Gedanke, ein kleines, feines Geschäft zu eröffnen, kommt, ploppt dieses Wort in mir auf.
Bevor ich mich jedoch in bunte Welt des Einzelhandels stürzen werde, bleibe ich doch lieber noch einen Moment bei dem Beruf, den ich als Berufung empfinde. Stilberatung, neudeutsch Styling.
Vorweggenommen, ich bin kein Freund von Farb – und Stilberatung. Meine KollegInnen mögen mir verzeihen.
Meines Erachtens nach sind Farben eine Frage der Tagesform, es gibt Tage, da ist Grün die ultimative Lösung, an anderen Tagen ist es Grau, oder Pink. Oder alles zusammen.
Die Kunst ist herauszufinden, welche Farbe der Tag gerade hat.
Es gibt schwarze Tage, auch bei mir. Eher selten, dass gebe ich zu, und wenn dann zumeist, mit einem farbigen Element. Wenn der Tag jedoch rabenschwarz beginnt, passiert es häufig, das diese Farbnuance sich, im Laufe des Tages, wieder auflöst – blöde ist dann nur, wenn man nichts zum umziehen dabei hat. Und wer trägt schon ein Alternativoutfit mit sich herum.
Wer mich kennt, weiß, wie gerne ich es bunt treibe, umso schwieriger ist es für mich, Menschen zu beraten, die sich auf „Ihre“ Farben festgelegt haben. Das ist ähnlich wie nur diesen einen Stil zu haben – das Leben ist zu vielfältig dafür, und es will doch niemand den Rest seines Lebens in z.b. Lindgrün gewandelt seines Weges ziehen, nur weil irgendjemand vor Jahren mal behauptet hat „DAS“ ist DEINE Farbe. Am besten kommt noch ein „Du bist ein Frühlingstyp“ hinterher – kategorisieren für Fortgeschrittene. Apropos ich bin „Winter“, und sollte eigentlich nur klare Farben ( auch Schwarz ) tragen, nichts desto trotz mag ich auch camel, gelbstichige Töne, sowie hellblau.
Farben. Farbe. Farbe.
Sie macht etwas mit uns.
Das Straßenbild, bei trüben Wetter einmal umso mehr, ist eher grau & schwarz…und wie schön ist es, wenn jemand aus der Menge sticht, mit einem rotem Mantel, einer gelben Tasche, einem grünen Kleid. Der gute Laune Effekt ist gesichert. Natürlich kenne auch ich viele Menschen, denen Schwarz oder Grau außerordentlich gut stehen, die sich sicher fühlen in einem monochromen Outfit, die mit Schwarz/Weiß Basics Ihre Garderobe überschaubar halten ( übrigens das ganze Gegenteil von mir, also Schwarz/Weiß, wie auch überschaubar;-). Nach wie vor ist sie überbordend, meine Kleiderauswahl, und zum Teil auch schnelllebig, nicht im Sinne von Fast Fashion, sondern weil Mode so viel Spaß macht, und man sich mit Ihr immer wieder neu erfinden kann. Jeden Tag.
Also ist dies ein Plädoyer für mehr Mut zur Farbe.
Die Herbst/Winter Saison 2019/20 bietet dafür eine Menge an, und vielleicht sollte man ruhig häufiger den Tag so beginnen, das man sich überlegt, welche Farbe er hat, statt zum vertrauten blauen Shirt zu greifen.
Stilwechsel, Farbwechsel, Wechsel im Allgemeinen tut einfach gut.
Die Dinge anders sehen, sich selber jeden Tag neu zu erfinden macht irgendwie auch offener für neue Erfahrungen…in diesem Sinne, up, up & away…auf zu neuen Farben.

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